Angeschossene Enten finden die zweite Luft

Foto: Stephan Woldron

Man kennt das ja. Man geht zur Arbeit, alles ist gut – doch plötzlich verschüttet man den Kaffee… alles über die Tastatur, damn! Und dann geht das den GANZEN TAG lang so weiter… Kennt jeder, gibt solche Tage.

Beim Baseball ist das mit dem Kaffee halt ein durchgenudelter Ball bei 2 Strikes oder ein gebubbletes Missplay im Outfield, aber der Effekt ist an sich der gleiche. „Des wiad heit nix mehr“ – mittags Schluß machen und heimgehen mag im Büro eventuell eine Option sein, nicht jedoch am Baseballfeld. Und wenn man sich schon durchwurstelt, langsam wieder ins Spiel findet und gelegentlich auch die gegnerische Konsequenz anerkennen muss, so braucht es am Ende doch wieder einiges an Winner DNA, um aus so einem verflixten Tag rauszukommen.

Beim Rückspiel am Ducksfield passierte den Ducks eben genau so ein Arbeitstag. Wie im Postgame Interview vom Vortag von Christoph Vanas erwähnt wurde, nahmen die Wanderers mächtig Momentum mit und setzten AJ Verastegui derart zu, dass er gleich mal vier Runs abgeben mußte. Obwohl Moritz Scheicher durch ein Double von Ferdi Obed postwendend zum 1:4 scoren konnte, blieben die Wiener im Momentumrausch, scorten erneut zwei Runs und hatten mit einem raschen 6:1 vermeintlich die Hosen an. Auch im dritten Inning scorten die Wanderers zuerst und stellten auf 7:1. Erstmals schafften die Ducks-Batter Bottom Third Druck aufzubauen. Bei Bases Loaded und zwei Outs brachte Adam Koontz 2 RBI’s durch ein Single über die Homeplate und stellte auf 7:3.

Ab dem vierten Inning übernahm Koontz auch als Pitcher und brachte mehr Linie ins Spiel.

Bis ins sechste Inning passierte nichts Gravierendes, bis auch Koontz im sechsten Inning Überstunden machen mußte, bevor er endlich bei Bases Loaded und drei Runs scored das Angriffsinning durch ein Groundout beenden konnte. Das 11:4 am Scoreboard erinnerte bedrohlich an den Vorabend, als die Wanderers gegen Ende des Spiels uneinholbar davonzogen. Doch an diesem Abend waren die Ducks vor eigenem Publikum doch deutlich zäher, und fighteten zurück. Auch sie konnten im sechsten Inning durch eine Reihe von Hits zwei Runs anschreiben und Starting Pitcher Fabian Hirnschal vom Mound vertreiben, Lucas Owens übernahm als Reliever.

Im siebten Inning bekamen die Ducks rasche drei Outs hin und setzten dort fort, wo sie im Inning zuvor aufgehört hatten, bei dem Youngster Jan Hoffmann seinen ersten großen Auftrittserfolg mit einem RBI-Double bei 2 Outs hatte. 11:8 las sich schon bedeutend besser am Scoreboard. Auch im achten Inning blieben die Ducks mit geschwinden drei Outs ohne Scherereien im Spiel. Nun nahmn der Druck auf Reliever Owens zu, und er lud die Bases durch zwei getroffene Batter und einen Walk. Ein weiterer Pitcher kam auf Seiten der Wiener ins Spiel: Daniel Walenta. AJ Verastegui las seine ersten Pitches gut und hämmerte xein 2-RBI-Double ins Leftfield, wobei die Wanderers gut verteidigten und Adam Koontz zwischen den Bases fingen und so das erlösende erste Out in einem bedrohlich wirkenden Inning schafften. Dieser Momentumverlust besiegelte die Rallye der Ducks auch, es konnte kein Run mehr erzielt werden. Das 11:10 am Scoreboard schmeckte in dem Moment gar nicht. Und es sollte noch viel schlimmer kommen. Während im neunten Inning die Outs spärlicher erzielt wurden entschied sich Coach Koontz bei einem Out und Läufer auf 2&3 durch einen intentional Walk hohes Risiko zu nehmen. Ein darauf folgendes Strikeout ließ Hoffnung aufkeimen, doch dann durchbrach Daniel Walenta die Planung mit einem baseclearing Double. QUIEEEETSCH – 14:10 so kurz vor dem Drehen… das Momentum ist ein Hund.

Nun mussten die Ducks also mit vier Runs Rückstand in den letzen Schlagabschnitt.

Coach Hiroyuki Sakanashi entschied sich dafür, mit Dominik Talir den vierten Pitcher an diesem Tag das Vertrauen zu schenken und dieser begann das Abschlussinning mit einem einfachen unassisted Groundout auf der ersten Base. Der geübte Baseballfan begann langsam sein Erfrischungsgetränk zu leeren und langsam zusammenzupacken. Doch plötzlich kam Sand ins Getriebe. Wie durch eine geflüsterte Stimme („12 Balls noch“) fand Talir die Strikezone immer seltener. Die Stimme schien – ähnlich wie im Film „Field of Dreams“ weiter zu flüstern („11 Balls noch“), und so kam Talir immer mehr in Bedrängnis. Ein erster Walk schien noch nicht allzu bedrohlich. Und erst als Talir mit 12 Balls alle Bases geladen hatte, schien die Stimme aufhören zu flüstern. Aber nun war mit Ferdinand Obed der fette Teil der Duckslineup am Schlag. Zunächst kam Jan Hoffmann durch einen Passed Ball
über die Homeplate. Ein trockenes Single zwickte dann zwei weitere Runs vom einstigen 4-Run-Vorsprung ab. Die Wanderers versuchten ihr Glück mit einem Play auf Home, ein ungenauer Wurf brachte Obed auf die dritte Base. Die sieben Sachen der Zuseher waren plötzlich an unbestimmten Orten verteilt, die sich rasch aufbauende Hochspannung wurde in eine konkrete Hoffnung umgesetzt. Adam Koontz machte sich nun zum Schlag auf. Talir serviert – Koontz zieht ab. Während sich die Zuseher noch über den ziemlich sicheren Ausgleich durch einen SAC-FLY ins Leftfield freuten bremste sich der Leftfielder der Wanderers am Warningtrack ein – der Ball segelte über den Outfieldfence… UNPACKBAR – GAME OVER – WALK OFF!

Fazit

Trotz vieler Errors (7) und shaky Pitching zu Beginn des Spiels, hatten die Ducks die Baseballgeister auf ihrer Seite, wurden für Ihre Geduld und Ihren Kampfeswillen belohnt. Vielleicht war auch das Flüstern des Maisfeldes ein wenig beteiligt am Verlauf des letzen Innings. Man weiss ja nie… Baseball’s got a brain 😉 (Quelle: Wr. Neustadt Diving Ducks PR)

„We did our best to win the game but the Ducks fought really hard till the end to turn the game around. The team played hard tonight but the Ducks were a little bit better to take the win.“ — Wanderers Coach Hiroyuki Sakanashi.

Baseball League Austria Woche 8

Wr. Neustadt Diving Ducks (7-4) vs. Vienna Wanderers (7-6) 15:14
SA 15. Juni 18:00 Uhr; Ducksfield Wr. Neustadt